Dienstag, 19 März 2024
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Gattung Acanthocephala

Erstbeschreibung:

  • Acanthocephala BACKEBERG
    Backeberg, C. (1938): Cactaceae Lindley. – In: Blätter für Kakteenforschung. - 1938 (6)

„Bildet kurzröhrige, kleine Blüten mit bestacheltem Ovarium und Frucht. Sie haben nichts mit Notocactus zu tun.“ (Aus: Backeberg 1938)

Typus: Echinocactus graessneri K. SCHUMANN

Acanthocephala graessneri

Acanthocephala graessneri am Standort (Foto: Norbert Gerloff)

Verbreitungsgebiet der Gattung: Rio Grande do Sul bis über die Grenze zu Santa Catarina (Südostbrasilien)

Obwohl der Gattungsname Acanthocephala von Backeberg 1938 korrekt veröffentlicht worden war, bekam er später Zweifel an dessen Gültigkeit – und nahm 1942 eine erneute Beschreibung der Gattung unter dem neuen Namen Brasilicactus vor. Diese „Doppelbenennung“ war nach den geltenden Nomenklaturregeln von Anfang an ungültig, trotzdem fand dieser Name bis heute in der Literatur und bei den Sammlern große Verbreitung.
Nyffeler (2017) geht aufgrund seiner phylogenetischen Untersuchungen davon aus, dass die Gattungen Acanthocephala und Brasiliparodia relativ nahe miteinander verwandt zu sein scheinen, sodass deren zukünftige Zusammenziehung sinnvoll sein könnte.

Weitere Informationen:

Körperbau: Kugelige bis breitkugelige, selten im Alter verlängerte Pflanzen mit eingesenktem Scheitel; alte Pflanzen auch über 20 cm groß. Körper nicht hart. Epidermis blattgrün. Pflanzen nicht bzw. selten sprossend, mit sehr zahlreichen in kleinen Wärzchen geteilten Rippen und sehr dichter, feiner Bedornung. Der mit spärlicher Wolle bedeckte Scheitel neigt sich im Blühalter zur Hauptlichtseite, wesentlich mehr als es bei Pflanzen der der Fall ist ( je nach Lichteinfall bis zu 80 Grad). Faserwurzeln.

graessneri var stellatusRippen: Sehr niedrig und zahlreich, 30-60, also wesentlich mehr als bei den Arten der Gattung Parodia, mäßig gewunden, stärker in halbkugelige, sehr zahlreiche, fast konische, 3-4 mm hohe Wärzchen aufgelöst, auf welchen die fein-weißgelbfilzigen Areolen mit sehr dichter aber feiner Bedornung obenauf sitzen.

Areolen: Kreisrund, junge Areolen sehr stark gelblich-weiß, feinwollig; dichter als bei verwandten Untergattungen (mit Ausnahme der ) angeordnet, 3-7 mm entfernt, oben auf den Warzen sitzend.

Dornen: Sehr zahlreich, ca. 30-60 pro Areole, nadelförmig, ziemlich steif, bis um die 2 cm lang, durchscheinend weiß bis sattgelb in ganzer Länge, leicht zerbrechlich, verteilt über die ganze Areole, ohne ausgeprägte Mitteldornen, oder diese schwer erkennbar ( in der Anzahl um 6), bei alten Pflanzen zur Basis hin vergrauend.

Blüten: Die nur für die Gattung Acanthocephala typischen, den anderen verwandten Gattungen sehr fern stehenden, kleinen (um 2 cm), grünlichen, gelben, orangen- bis dunkelroten Blüten entspringen in großer Zahl der Scheitelregion. Sie sind individuell sehr variabel; die Blütenröhre ist sehr kurz, über den Fruchtknoten kurz trichterig-glockig erweitert bis schmal trichterförmig. Der Fruchtknoten überragt weit das Rezeptaculum. Die Wandung ist dick. Die Schuppen sind klein, die Wolle in den Schuppenachseln ist relativ kurz und sehr fein, grünlich, wodurch die zahlreiche steifborstige abstehende Bedornung stark auffällt. Der Fruchtknoten ist außen von der Röhre nicht abgesetzt. Die Röhre ist tubisch, nur am Ausgang scharf nach außen gebogen. Die Ansatzfläche der Samenstränge, die meist ausbricht oder sonst verschrumpelt, ist verschmälert und zurückentwickelt. Staubblätter stehen alle aufrecht, dicht nur um den weißlich-grünen bis gelblichen Griffel inseriert, sind ebenfalls weißlich-grün oder gelblich. Die Staubblätter umschließen ein Nektarium. Die gelben Staubbeutel liegen nahezu in der Nähe der Narbe, dicht beisammen durch die inneren Kronblätter zusammen gehalten. Staubblätter sind nicht reizbar. Befruchtungsverhältnisse nicht einheitlich. Der Griffel hat eine kurze, nicht weit gespreizte Narbe, Narbenblätter 7-8, weiß-grün bis weißlich-gelb oder gelb. Kronblätter von innen nach außen an Größe zunehmend, außen dann bis doppelter Länge. Die inneren Kronblätter stehen aufrecht oder sind etwas nach innen geneigt.

Früchte: Infolge des Blütenaufbaus ist auch die der Blütengröße entsprechende Frucht nicht wollig, hat nur geringe feine Behaarung und ist nur mit wenigen steifen Borsten bekleidet. Sie ist ziemlich kleinkugelig, dünnwandig, lederartig, weichwerdend im vollreifem Zustand, dann dünn und spröde, so dass sie beim Pflücken leicht bricht, später vertrocknend, platzt bei der Reife unten unregelmäßig auf, enthalten ~ 150 Samen.Samen: Deutlich unterschiedlich zu den Samen verwandter Gattungen, wesentlich kleiner, länglich (0,7 - 1,1 mm lang, um 0,7 mm Ø), verlängert gekrümmt-glockenförmig, stark warzig, mit glänzend schwarzen größeren Höckern besetzt, welche nahe zur Basis hin in Reihen angeordnet sind. Keimseite gewellt, von hellgrauer Farbe. Der Hilum-Micropylar-Bereich ist breit oval, der Micropylarhügel stark ausgeprägt. Die Testazellen meistens fünf- oder sechskantig. Testarand am HMB gering nach außen gebogen, Hilum basal deutlich aus zwei Abschnitten bestehend. Der ventrale Abschnitt ist deutlich größer, als bei Samen anderer verwandter Gattungen, keine Abrissnarbe, gegen den dorsalen Teil mit der Micropyle stumpf gewinkelt, letzterer Teil ist etwas kleiner, aber breiter, leicht oval und zur Micropyle hin vorgewölbt. Während bei Samen von verwandten Gattungen die Micropyle nahezu in der Mitte des HMB liegt, ist sie hier mehr dem dorsalen Bereich des Hilums genähert. Es fehlt auch die Abwicklung der beiden Hilumpartie

Typstandort: Östliches Südbrasilien - Rio Grande do Sul bis über die Grenze zu Santa Catarina, in den Bergen (Apparado da Serra) mit hoher Luftfeuchtigkeit, zwischen Moos und Flechten - so hat man gesagt. Neuerliche Funde stammen auch von steinigen Böden und Platten sowie steilen Abhängen.

Kultur: Im Winter müssen die Pflanzen in ihrer Heimat erhebliche Niederschläge in Form von Nebel und teilweise auch Froststunden ertragen, denn die Aparados da Serra sind bis 1800 Meter hoch. In der Kultur sollte man diese Pflanzen daher öfters einsprühen, sie aber vor Staunässe schützen. Die Blütezeit der Acanthocephaleen ist bei uns in den Herbst, ja teilweise sogar in den ausklingenden Winter verlagert.
In der Kultur muß man bei freier Aufstellung darauf achten, daß diese Pflanzen dort keine »Rote Spinne« bekommen, denn sie sind dagegen wenig widerstandsfähig.

(Nach: Gerloff, N. & Neduchal, J. 2004: Taxonomische Neubearbeitung der Gattung Notocactus Fric. - In: INTERNOTO 25 (2))

Synonyme:

  • Brasilicactus BACKEBERG (-> illegitimer Gattungsname ICN Art. 52.1)
    Backeberg, C. 1941: CACTACEAE Lindley Systematische Übersicht (Neubearbeitung). – In: Cactaceae—Jahrbücher der Deutschen Kakteen-Gesellschaft, 1941, pt. 2: 76.
  • Notocactus subgen. Brasilicactus BUXBAUM
    Buxbaum, F. (1967): Gattung Notocactus. – In: Krainz, H.: Die Kakteen, Lieferung CVIc, 1.I.1967
  • Parodia subgen. Brasilicactea F.H.BRANDT
    Brandt, F.H. (1982): Die Gliederung der Gattung Spegazzini. - In: Kakteen- und Orchideen-Rundschau 7 (4): 52-64, nom. nov., als 'comb. nov.'

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