Freitag, 29 März 2024
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Notocactus concinnus var. aceguensis Gerloff

Notocactus concinnus var. aceguensis FS 196Bedeutung des Namens: concinnus (lat.) = zierlich; aceguensis = nach dem Fundort Acegua

Erstbeschreibung: Gerloff, Norbert (1989): INTERNOTO 10 (4): 99 - 106.

Beschreibung:

Körper: solitär, gedrückt, 65 mm breit und 28 mm hoch. Epidermis graugrün, glänzend, Furchen heller. In der Kultur werden Wildpflanzen bis 80 mm breit und 42 mm hoch. Scheitel flach, bis 5 mm eingesenkt, ganz bedeckt von jungen Dornen und Areolenfilz. Am Fundort teilweise auch etwas zur Seite geneigt, (Hanglage des Habitats). Der unterirdische Teil der Pflanze ist kegelförmig oder schräg kegelförmig, mindestens ebenso lang wie der Ø junger Pflanzen und verkorkt und ohne Dornen. Die Höcker sind auch auch am unterirdischen Teil des Körpers noch deutlich zu erkennen. Die Hauptwurzel verzweigt sich erst weit unten. Rippen: 17 (14-18), etwas schräg nach unten laufend, bis 10 mm breit und 4 mm tief. Ganz aufgelöst in Höcker, diese breitrund und glänzend. Die Areolen sind 2 bis 3 mm vertieft, liegen nur wenig höher als die Rippenfurche. Die Furche ist deutlich, verläuft in leichter Schlangenlinie um die Höckerverdickungen der Rippen.

Areolen: Mittlerer Abstand 6 - 7 mm, freier Abstand um 4 mm. Die Areolen befinden sich im Rippental zwischen den Höckern, breitrundlich, 2 mm hoch und 4 mm breit, weißlich, der Areolfilz ist 1 mm dick. Jährlicher Zuwachs auf einer Rippe meist 4 Areolen. Am Fundort verlieren die Pflanzen durch die Witterungseinflüsse schon im zweiten Jahr die Areolbefilzung, in der Kultur erst nach 4 oder 5 Jahren. Alte Areolen wirken noch breiter. Dornen: alle Dornen von gleicher Farbe, strohgelb, im Alter vergrauend. Einige Exemplare haben eine leicht bernsteinfarbene Spitze der kräftigsten Dornen. Die Dornen sind immer etwas zum Körper gebogen oder auch leicht verdreht Alle Dornen nur im Scheitelbereich etwas abstehend, dünn, biegsam, nicht stechend, am Fuß 0,3 bis 0,5 mm dick. Durch die gleiche Färbung sind die Rand- und Mitteldornen nur schwer voneinander zu trennen. Randdornen um 12, gespreizt, erst strahlend um die Areolen, später mehr zu den beiden Seiten gerichtet. Die kleinsten (2 - 3 mm) oben, die seitlichen (4 - 7 mm ) erreichen die nächste Rippe. Die unteren richten sich später zu den Seiten oder brechen ab. Mitteldornen meist 4, im Kreuz stehend, davon immer der obere am kürzesten und der unterste am längsten (14-18 mm), Mitteldornen nur im Scheitel etwas abstehend. Der dominante, untere Mitteldorn weist später schräg nach unten vom Körper weg.

concinnus_aceguensis_blueteKnospen: erscheinen zunächst als helle, rotbraune Flecken, dann wachsen sie zu schmalen, zunächst bräunlichen Spitzen und später zu hellen spindelförmigen Gebilden aus. Die Knospen unterscheiden sich durch ihre schlanke Form und den Sitz der breitestens Stelle im oberen Drittel deutlich von verwandten Taxa. Bei 20 mm Länge sind die Knospen maximal 8 mm breit. Blüten: erscheinen zumeist scheitelnah zu mehreren (meist 3 oder 4). Bei 63 bis 65 mm Länge hat die Blüte ganz geöffnet nur 50 bis 55 mm Ø. Wie alle Vertreter der Serie Setacei öffnen sie am frühen Vormittag und schließen am frühen Nachmittag. Die trompetenförmige Blüte ist typisch und einheitlich beim Wildpflanzenmaterial und kann auch in der zweiten Generation nachgewiesen werden. Die Blütenblätter sind innen und außen rein zitronengelb, rundlich oder in einer kleinen Spitze endend, bis 10 mm breit und um 30 mm lang. Die Blütenblätter der zweiten und dritten Reihe haben außen im Bereich der Mitte einen rosafarbenen, dann auch roten Streifen, der sich nach außen hin in der Farbintensivität verstärkt. Insgesamt sind die Blüten außen weniger rot gefärbt als bei N. concinnus. Die Blütenblätter, die den Rand der geöffneten Blüte bilden, sind spatelförmig und teilweise gekerbt. Der Blütenrand wird von den langen Petalen (bis 32 mm) gebildet. Die Kelchblätter sind außen bis zum Fuß rötlich gefärbt, aber nur im Bereich des Mittelstreifens, an den beiden Seiten bleibt ein heller Rand. Staubfäden vom Nektarium bis unter den Rand der Röhre ohne Lücke zwischen oberen und unteren in die Röhrenwand inseriert. Obere Staubfäden sind hellgelb, die unteren purpurn - dazwischen farbliche Übergänge. Die oberen überragen die Narbe um 3 mm. Alle Staubfäden sind um 10 mm lang. Die oberen reagieren auf Berührungsreize, indem sie sich zum Griffel neigen. Die Staubfäden umschließen eine enge, bis 1,5 mm tiefe Nektarrinne. Nektar ist vorhanden. Staubbeutel um 1 mm lang und halb so breit und dick, intensiv gelb. Fruchtknoten 12 -13 mm lang (bis 15 mm) und 6 mm breit, außen insgesamt grünlich, innen weiß, zahlreiche Samenanlagen, wandständig, unter dem gewölbten Deckel der Röhre ein Hohlraum von 1 mm Höhe. Fruchtknoten bedeckt mit grünlichen Schuppen, die wiederum eine bräunliche, schmale Spitze tragen. Aus den Achseln der Schuppen wachsen weibliche Haare und je 3 oder 4 braune Borsten, hier 3 bis 4 mm lang. Oberhalb des Fruchtknotens ist keine Einschnürung zu erkennen, auch nicht deutlich bei der getrockneten Frucht mit Blütenresten. Allerdings knickt der Blütenrest oft an dieser Stelle etwas ab. Griffel 28 -29 mm lang, gerillt, um 1 mm im Ø, im oberen Viertel fast weißlich, dann rosa und in der unteren Hälfte intensiv purpurn. Die 10 - 13 Narbenäste um 3 mm lang, gespreizt, oben dunkelpurpurn, unten durch Blütenstaub bräunlich erhellt. Röhre um 25 mm lang, relativ engtrichterig, oben nur 17 mm im Ø. Außenseite: gelbgrünliche Epidermis, wird zur Hälfte bedeckt durch die Schuppen, die oben rostbraunrot, 3 - 7 mm lang und spitz sind. Aus den Achseln der Schuppen auch hier beigefarbene Haare und je 3 bis 4 braune Borsten wachsend, bis 7 mm lang.

Frucht: um 13 mm lang (bis 15 mm) und 8 mm breit an der breitesten Stelle. Erst grünlich gelb, dann noch fleischig und weich, nach der Trocknung weißlich werdend, dicht bedeckt mit den trockenen Schuppen, deren Haare und Borsten. Die Frucht reift langsam und reißt ohne Einwirkung selten auf, dann unregelmäßig aufplatzend. Beim Lösen stets ein Rest der Frucht mit Samen an der Areole. Eine Frucht enthält in der Regel um 100 Samen (86-157). Die Pflanzen sind bedingt selbstfertil. Sie machen zwar bei Bestäubung mit eigenen Pollen Samen, aber nicht so viele wie bei Fremdbestäubung. Samen: schwarz, schmal glockenförmig, um 1,1 mm lang, 0,8 - 0,9 mm breit und 0,7 mm dick. Am breitesten am Hilum-Micropyle-Rand. Saum des HMR etwas verbreitert. Hilum als breiter Kegelstumpf ausgebildet. Micropyle kaum erkennbar. Zellen konvex bis hemisphärisch, an 5 oder 6 Nachbarzellen grenzend. Zellgrenzen eingesenkt. Cutikularfaltung fein, dicht und radiär zur Mitte der Zelloberfläche angeordnet.

Habitat: im brasilianischen Staat Rio Grande do Sul, rund um die Grenzstadt Acegua, aber noch auf brasilianischem Gebiet. Die Pflanzen wachsen dort zwischen größeren Felsbrocken in den Humusnischen an der Uferböschung eines kleinen Baches. Im weiteren Umkreis wurde kein anderer Notokaktus gefunden. Da die Pflanzen nur wenig aus dem Boden ragen, sind sie teilweise mit trockenem Gras oder Laub bedeckt. Übermannshohe Sträucher geben Schatten.


Literatur:

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Gattung Acanthocephala ("Brasilicactus")
„Bildet kurzröhrige, kleine Blüten mit bestacheltem Ovarium und Frucht. Sie haben nichts mit Notocactus zu tun.“ (Aus: Backeberg 1938).
Gattung Brasiliparodia
"Der Körper ist kugelförmig und weicher wie bei Notocactus. Die Rippen sind sehr zahlreich, wenige Millimeter hoch und kaum eingekerbt. Die Höcker sind rund und Mamillen ähnlich. Die Dornen sind zahlreich, nadelförmig und stechend. Der Mitteldorn ist dunkler und meist stark hakenförmig." (Aus: Ritter 1979)
Gattung Eriocephala ("Eriocactus")
"Während Notocactus in meinem Sinne keinen Wollscheitel bildet, roten Griffel und schlaffe, bei der Reife größtenteils hohl werdende und in die Länge wachsende Früchte hat, zeigt Eriocephala eine volle Beere, einen Wollscheitel, große flattrige Blüten und gelben Griffel bzw. Narben". (Aus: Backeberg 1938)
Gattung Wigginsia ("Malacocarpus")
„Als Salm-Dyck das Genus Malacocarpus aufstellte, bezog er darin nur Pflanzen aus der Formengruppe seines Typus ein, d.h. mit fast zentralständigen, kurzen Blüten; Griffel bzw. Narben rot; Röhre stark bewollt; Ovarium beschuppt, wollig und beborstet; Früchte weich und beerenartig; bei der Reife ± aus dem stets vorhandenen, im Alter zunehmenden Wollscheitel hervortretend. Die Pflanzen sind breitrund, kugelig oder in zwei Fällen auch stärker länglich; gewöhnlich wachsen sie einzeln.“ (Aus: Backeberg 1959)

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    Aus dem Inhalt: Graham Charles: Eriocephala lenninghausii – „goldene“ Juwelen an steilen Klippen (Seite 3-8) Sergio Klein und Gustavo Garabelli: Notocactus brederooianus Prestlé (Seite 9-15) Peter Krämer: Ein Blick in alte INTERNOTO-Zeitschriften - 1989 (Seite 16-20) Dr. Wolf-Rainer Abraham: Bemerkungen zu Notocactus submammulosus (Lem.) Backeberg (Seite 21-32)